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Die 3 fatalsten Fehler bei der Planung einer Wärmepumpe

Eine Wärmepumpe kann ein echtes Effizienz-Wunder sein – wenn sie richtig geplant wird. Damit es gar nicht erst zu Problemen nach dem Einbau kommt, lohnt sich ein genauer Blick auf diese drei typischen Planungsfehler.

Eine wärmeppumpe in Garten

Inhalt

    1. Falsche Dimensionierung: Der häufigste Fehler beim Wärmepumpen-Einbau

    Die Dimensionierung Ihrer Wärmepumpe ist entscheidend für Effizienz, Lebensdauer und Wirtschaftlichkeit – dennoch wird sie in der Praxis oft vernachlässigt.

    Das größte Problem: Überdimensionierung. Viele Installateure wählen lieber eine zu große als eine zu kleine Wärmepumpe nach dem Motto “lieber auf Nummer sicher gehen”. Doch genau das ist der falsche Ansatz.

    Die richtige Wärmepumpe mit der passenden Dimensionierung für Ihr Zuhause finden

    Sie möchten effizient heizen und Energie sparen? Unsere Fachberater zeigen Ihnen, welche Wärmepumpe perfekt zu Ihrem Gebäude passt – kostenlos und unverbindlich.

    Was passiert bei einer überdimensionierten Wärmepumpe?

    Eine zu groß ausgelegte Wärmepumpe führt zu einem Phänomen namens “Takten” – die Wärmepumpe schaltet sich häufig ein und wieder aus, weil sie den Wärmebedarf zu schnell deckt.

    Die Folgen sind gravierend:

    • Bis zu 20% höherer Stromverbrauch durch ineffizienten Teillastbetrieb
    • Verkürzte Lebensdauer: Jeder Start belastet den Verdichter mechanisch. Bei 40-60 Takten pro Tag erreicht eine Wärmepumpe die kritische Grenze von 100.000 Takten bereits nach 5-7 Jahren statt erst nach 15-20 Jahren
    • Schlechtere Jahresarbeitszahl (JAZ): Statt JAZ 4,0 nur noch 3,2-3,5
    • Höherer Verschleiß an allen Komponenten
    • Geringerer Heizkomfort durch Temperaturschwankungen

    Praxisbeispiel:

    Ein Bekannter berichtete uns von seiner 12‑kW-Wärmepumpe bei nur 7 kW Heizlast.

    Ergebnis: 28.400 Starts in 2,5 Jahren bei nur 4.500 Betriebsstunden – das sind durchschnittlich 9,5 Minuten Laufzeit pro Takt. Die Wärmepumpe wurde dadurch massiv belastet.

    Der größte Fehler hierbei: Dimensionierung der Wärmepumpe nach dem altem Ölkessel

    Ein häufiger Fehler: Installateure dimensionieren die Wärmepumpe anhand des alten Öl- oder Gaskessels. Alte Heizkessel waren typischerweise 30-50% überdimensioniert, weil man sich “absichern” wollte und die Heizlastberechnung nicht exakt durchführte.

    Beispiel:

    Sagen wir mal, der alte Ölkessel hatte 20 kW, die tatsächliche Heizlast beträgt aber nur 12 kW.

    Wird nun bei Ihnen eine 18 kW Wärmepumpe eingebaut (nach dem Motto ‚etwas kleiner als der Kessel‘), ist sie immer noch 50 % zu groß!

    So erkennen Sie eine korrekte Dimensionierung für ihre Wärmepumpe

    Fragen Sie Ihren Installateur:

    1. Haben Sie eine raumweise Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 durchgeführt?”
      Eine pauschale Schätzung nach Quadratmetern oder nach altem Verbrauch reicht nicht! Die Heizlastberechnung berücksichtigt: Dämmung, Fensterqualität, Raumgeometrie, Luftwechsel und Normaußentemperatur der Region.
    2. “Bei welcher Außentemperatur liegt der Bivalenzpunkt?”
      Die Antwort sollte zwischen -2°C und -7°C liegen. Liegt er bei +2°C oder höher, ist die Wärmepumpe zu klein. Liegt er bei -10°C oder tiefer, ist sie zu groß.
    3. “Wie viele Betriebsstunden und Starts erwarten Sie pro Jahr?”
      Grobe Richtwerte: 1.800-2.500 Betriebsstunden/Jahr bei 2.000-4.000 Starts. Bei über 5.000 Starts jährlich sollten Sie hellhörig werden.

    Was, wenn Sie bereits eine Wärmepumpe installiert haben?

    Sie haben bereits eine Wärmepumpe? Diese Anzeichen deuten auf Überdimensionierung hin:

    • Häufiges Takten: Mehr als 15-20 Starts pro Tag bei Außentemperaturen über +5°C
    • Kurze Laufzeiten: Unter 15 Minuten pro Zyklus bei Temperaturen über 0°C
    • Hoher Stromverbrauch trotz guter Dämmung
    • Im ersten Winter: Über 5.000 Starts bei unter 2.000 Betriebsstunden

    Lösungen bei Überdimensionierung:

    • Verlängerung der Stillstandszeiten in der Regelung (z.B. von 10 auf 30 Minuten)
    • Pufferspeicher nachrüsten (ab 500-800 Liter) zur Reduzierung der Taktungen
    • Heizkurve optimieren: Vorlauftemperatur senken, wo möglich
    • Bei Fußbodenheizung: Heizzeiten auf 8-18 Uhr begrenzen, Gebäude speichert Wärme (nur bei guter Dämmung!)

    Wichtig: Ein Pufferspeicher kann helfen, aber eine massiv überdimensionierte Wärmepumpe nicht vollständig kompensieren. Bei extremer Fehldimensionierung sollten Sie rechtliche Schritte erwägen.

    Tipp: Wenn Sie bereits eine Wärmepumpe installiert haben, können Sie hier lesen, wie Sie am besten gegen die Lautstärke der Wärmepumpe vorgehen können.

    Inverter vs. On/Off-Wärmepumpen

    Inverter-Wärmepumpen (modulierend) können ihre Leistung anpassen (z.B. 30-100%) und takten deutlich weniger.

    Sie sind bei korrekter Dimensionierung effizienter. Aber Achtung: Auch eine modulierende Wärmepumpe taktet, wenn sie zu groß ist und die untere Modulationsgrenze (z.B. 3 kW) noch über dem tatsächlichen Wärmebedarf liegt!

    Die richtige Dimensionierung ist wichtiger als die teuerste Wärmepumpe.

    Bestehen Sie auf einer professionellen Heizlastberechnung und lassen Sie sich den Bivalenzpunkt nennen. Ihre Wärmepumpe, Ihr Geldbeutel und die Umwelt werden es Ihnen danken.

    Der Bivalenzpunkt: Die entscheidende Kennzahl

    Der Bivalenzpunkt bezeichnet die Außentemperatur, bei der die Wärmepumpe ihre maximale Heizleistung erbringt und gerade noch die volle Heizlast des Gebäudes allein decken kann.

    Sinkt die Temperatur darunter, schaltet sich der Heizstab zur Unterstützung ein.

    Optimal ist ein Bivalenzpunkt zwischen -2°C und -7°C für Luft-Wasser-Wärmepumpen in Deutschland. Warum?

    • Über -2°C: Die Wärmepumpe läuft an über 95% aller Tage im Jahr hocheffizient im optimalen Bereich
    • Unter -7°C: Der Heizstab läuft zu selten (nur an wenigen Extremtagen), die Wärmepumpe ist überdimensioniert
    • Über +2°C: Der Heizstab springt zu häufig an, höhere Stromkosten

    In NRW und Niedersachsen liegt die durchschnittliche Januar-Temperatur bei 2-4°C, Temperaturen unter -10°C sind extrem selten (weniger als 5 Tage pro Jahr). Ein Bivalenzpunkt von -5°C ist daher für diese Regionen ideal.

    Keine Fehler bei der Wärmepumpe? Dann beauftragen Sie einen Fachexperten von Bal Heizung.

    Sofort eine unverbindliche Beratung einholen. Wir helfen Ihnen von der Planung bis zur Instandhaltung.

    2. Warmwasser-Zirkulation Probleme mit Wärmepumpe: Der versteckte Energiefresser

    Warmwasser-Zirkulationspumpen bieten höchsten Komfort – sofort warmes Wasser an jeder Zapfstelle.

    Doch in Kombination mit einer Wärmepumpe können sie zu einem erheblichen Energiefresser werden, der Ihre Effizienz um 15-30% senkt und mehrere hundert Euro pro Jahr kostet.

    Das Problem: Permanente Wärmeverluste

    Eine Zirkulationspumpe hält das Warmwasser ständig in Bewegung, damit es nicht in den Leitungen abkühlt. Doch genau hier liegt das Problem:

    Das Dilemma: Auch bei bester Dämmung kühlt zirkulierendes Warmwasser in den Leitungen ab – zwischen 3-8°C pro Durchlauf, je nach Leitungslänge und Dämmqualität.

    Die Wärmepumpe muss diesen Wärmeverlust permanent nachheizen, obwohl oft gar kein Wasser entnommen wird.

    Die wahren Kosten einer Zirkulationspumpe

    Stromverbrauch der Pumpe selbst: Vernachlässigbar

      • Moderne Hocheffizienzpumpe: 3-5 Watt

      • Jahresverbrauch bei 24/7 Betrieb: ca. 35 kWh = 10-15€/Jahr

      • Alte Pumpen (vor 2015): 25-40 Watt = 90-120€/Jahr

    Fazit: Der Stromverbrauch der Pumpe ist nicht das eigentliche Problem!

    Der echte Kostentreiber: Wärmeverlust

      • Energieverluste durchs Zirkulieren: 2-3 kWh pro Tag

      • Bei JAZ 3,5: ca. 0,6-0,9 kWh Strom pro Tag = 60-100€/Jahr

      • Bei schlechter Leitungsdämmung: Bis zu 2 kWh Strom/Tag = 200-300€/Jahr

    Praxisbeispiel

    Wenn man 2-3 kWh täglichem Zusatzverbrauch durch die Zirkulation hat. Bei 0,30€/kWh Strompreis entspricht das 600-900€ pro Jahr!

    Tipp: Lesen Sie hier, welche Lebensdauer Sie erwarten sollten – auch ohne an Effizienz zu verlieren.

    Typische Fehler bei Zirkulationssystemen mit Wärmepumpe

    Fehler 1: Dauerbetrieb (24/7)

    Viele Zirkulationspumpen laufen standardmäßig rund um die Uhr – völlig unnötig!

    Nachts (22-6 Uhr): Niemand benötigt sofort warmes Wasser
    Tagsüber bei Abwesenheit: Energie wird verschwendet

    Fehler 2: Zu kurze Taktintervalle

    Häufige Einstellungen: Pumpe läuft alle 15-30 Minuten für 3-5 Minuten. Das ist ineffizient!

    Warum? Die Wärme in den Leitungen geht zwischen den Zyklen ohnehin verloren. Permanentes Nach-Aufwärmen kostet mehr Energie als selteneres, längeres Laufen.

    Fehler 3: Zu hohe Warmwasser-Temperatur

    Kombination aus 55-60°C Speichertemperatur + Dauerzirkulation = maximale Verluste!

    Die 4 effektivsten Lösungen für Warmwasser-Zirkulationssysteme bei Wärmepumpen:

    Lösung 1: Zeitgesteuerte Schaltung (Basis)

    Lassen Sie die Zirkulationspumpe nur zu Bedarfszeiten laufen:

    Empfohlene Zeitfenster:

    • Morgens: 6:00-8:00 Uhr (Duschen, Frühstück)
    • Mittags: 12:00-13:00 Uhr (optional bei Heimarbeit)
    • Abends: 17:00-22:00 Uhr (Kochen, Duschen vor dem Schlafengehen)

    Taktung innerhalb der Zeitfenster: Alle 30-60 Minuten für 5-10 Minuten

    Ersparnis: 50-70% der Energieverluste

    Lösung 2: Bedarfsgesteuerter Betrieb (Smart)

    Option A: Taster an Hauptzapfstellen
    Installation von Tastern (z.B. in Bad und Küche), die die Pumpe für 10-15 Minuten aktivieren. Nur wenn wirklich Bedarf besteht!

    Option B: Bewegungsmelder-Steuerung
    Badezimmer-Bewegungsmelder startet Zirkulation beim Betreten. Intelligente Lösung für smarte Häuser.

    Option C: Smart-Home-Integration
    Steuerung über Präsenzerkennung (Smartphone-Ortung) – Pumpe nur aktiv, wenn jemand zu Hause ist.

    Ersparnis: Bis zu 80% der Energieverluste

    Lösung 3: Legionellen-Schutz ohne Dauerbetrieb

    Legionellen-Gefahr entsteht bei Wassertemperaturen zwischen 25-55°C bei längerem Stillstand.

    Sichere Strategie:

    • 1x pro Woche: Warmwasser auf 60°C aufheizen + Zirkulation 30-60 Min durchlaufen lassen
    • Rest der Zeit: Speicher auf 45-50°C, Zirkulation nur zu Bedarfszeiten
    • Totleitungen vermeiden: Selten genutzte Zapfstellen regelmäßig spülen

    Wichtig: Die Trinkwasserverordnung (DVGW W 551) schreibt keine Dauerzirkulation vor, sondern ausreichende Bewegung und Temperatur!

    Lösung 4: Kompletter Verzicht auf Zirkulation

    Ist das zumutbar? Bei Ein- oder Zweifamilienhäusern mit moderater Leitungslänge (unter 20m bis zur entferntesten Zapfstelle) durchaus!

    Vorteile:

    • Ersparnis: 500-900€ pro Jahr
    • Höhere Wärmepumpen-Effizienz (JAZ +0,3-0,5 Punkte)
    • Geringerer Wartungsaufwand

    Nachteile:

    • Wartezeit von 30-60 Sekunden bis warmes Wasser kommt
    • Weniger Komfort bei großen Häusern

    Alternative bei Neubau: Kurze Leitungswege planen, dezentrale Warmwasserbereitung in weit entfernten Räumen (z.B. Gäste-WC mit Mini-Durchlauferhitzer)

    Optimierung der Speichertemperatur

    Viele Wärmepumpen sind werkseitig auf 55°C Warmwasser-Solltemperatur eingestellt – zu hoch für den Alltag!

    Optimale Einstellung:

    • Alltag: 45-50°C (völlig ausreichend zum Duschen)
    • Legionellenschutz: 1x pro Woche automatisch auf 60°C
    • Vorteil: Wärmepumpe arbeitet effizienter (höherer COP bei niedrigerer Zieltemperatur)
    • Zusätzliche Ersparnis: 10-15% weniger Energieverbrauch für Warmwasser

    Checkliste: Ist Ihre Zirkulation optimiert?

    Prüfen Sie folgende Punkte:

    Prüfpunkte Zirkulation Ja Nein
    Läuft die Zirkulationspumpe nur zu wirklichen Bedarfszeiten? (Nicht 24/7!)
    Moderne Hocheffizienzpumpe installiert? (Unter 8 Watt)
    Warmwasserleitungen gut gedämmt? (Mindestens Dämmstärke = Rohrdurchmesser)
    Speichertemperatur auf 45-50°C gesenkt? (Mit wöchentlicher 60°C-Aufheizung)
    Keine unnötigen Totleitungen vorhanden?
    Zirkulationszeit auf 3-5 Stunden/Tag begrenzt?

    Wenn Sie mehr als 2 Punkte mit “Nein” beantworten: Optimierungspotenzial vorhanden!

    Kosten vs. Nutzen: Lohnt sich eine Zirkulation überhaupt?

    Betriebskosten Zirkulation pro Jahr (bei optimierter Steuerung):

    • Pumpe: 10-15€
    • Wärmeverluste: 150-250€
    • Gesamt: ca. 160-265€/Jahr

    Betriebskosten ohne Zirkulation:

    • Wasserverschwendung (5-10 Liter pro Zapfung): ca. 30-50€/Jahr
    • Energie für verschwendetes Warmwasser: ca. 20-40€/Jahr
    • Gesamt: ca. 50-90€/Jahr

    Fazit: Zirkulation kostet 100-200€ mehr pro Jahr. Ob sich das für den Komfortgewinn lohnt, ist eine individuelle Entscheidung. In großen Häusern (>200m²) mit langen Leitungen oft sinnvoll – in kleineren Häusern eher verzichtbar.

    Tipp: Wenn Sie wissen möchten, wie viel eine Wärmepumpe genau kosten kann in 2025, lesen Sie unsere Kostenbeispiele hier.

    Noch immer unsicher, warum Ihre Wärmepumpe so viel Energie verbraucht?

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    3. Wärmepumpen-Stromverbrauch: Normale Werte vs. Alarmzeichen

    Nach dem ersten Winter mit Wärmepumpe stellt sich für jeden die Frage: Ist mein Stromverbrauch normal?

    Viele Nutzer sind dann verunsichert, weil pauschale Angaben der Hersteller am Anfang oft nicht mit der Realität ihres Hauses oder ihrer Region übereinstimmen.

    Hier haben wir für Sie alle normalen Stromverbrauchswerte von Wärmepumpen zusammengestellt – inklusive passender Beispiele für jede Gerätegröße.

    Verbrauchswerte nach Haustyp und Größe

    Die folgenden Werte basieren auf realen Nutzerberichten und gelten für Luft-Wasser-Wärmepumpen (milde Winter, Durchschnittstemperatur Januar: 2-4°C).

    Finden Sie in diesem Vergleich heraus, welche Wärmepumpe zu Ihrem Haus und Ihrer Region passt.

    Neubau KfW 55/40 (140-180 m²)

    Stromverbrauch: 3.500-5.000 kWh/Jahr
    JAZ: 4,0-4,5
    Tagesverbrauch Winter (-5°C): 15-25 kWh
    Tagesverbrauch Übergangszeit (+10°C): 5-10 kWh

    Praxisbeispiel:

    150m² Neubau KfW 55, Familie mit 4 Personen

    • Jahresverbrauch: 4.200 kWh
    • JAZ: 4,3
    • Kosten (0,28€/kWh): ca. 1.180€/Jahr
    • Bewertung: Sehr gut

    Altbau saniert (120-180 m²)

    Stromverbrauch: 5.000-7.500 kWh/Jahr
    JAZ: 3,2-3,8
    Tagesverbrauch Winter (-5°C): 25-35 kWh
    Tagesverbrauch Übergangszeit (+10°C): 10-18 kWh

    Praxisbeispiel:

    170m² Altbau (BJ 1993), modernisiert

    • Jahresverbrauch: 6.800 kWh
    • JAZ: 3,4
    • Kosten (0,28€/kWh): ca. 1.900€/Jahr
    • Vorher (Gas): 15.000 kWh = 1.800€ + 300€ Wartung
    • Ersparnis: 200€/Jahr + Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen

    Altbau unsaniert (140-180 m²)

    Stromverbrauch: 7.000-10.000 kWh/Jahr
    JAZ: 2,8-3,2
    Tagesverbrauch Winter (-5°C): 35-50 kWh
    Tagesverbrauch Übergangszeit (+10°C): 15-25 kWh

    Praxisbeispiel:

    180m² Altbau (BJ 1975), keine Dämmung

    • Jahresverbrauch: 9.200 kWh
    • JAZ: 2,9
    • Kosten (0,28€/kWh): ca. 2.580€/Jahr
    • Vorher (Ölheizung): 3.200 Liter × 1,10€ = 3.520€/Jahr
    • Ersparnis: ca. 940€/Jahr trotz ungedämmtem Altbau

    Faustformeln für Ihren eigenen Verbrauch mit Wärmepumpe

    Methode 1: Nach Heizlast

    Ermitteln Sie Ihre Heizlast (in kW) und rechnen Sie:

    Grobe Formel: Heizlast × 1.800 Volllaststunden ÷ JAZ = Jahresverbrauch

    Beispiel:

    • Heizlast: 10 kW
    • JAZ: 3,5
    • Rechnung: 10 × 1.800 ÷ 3,5 = 5.140 kWh/Jahr

    Hinweis: 1.800 Volllaststunden sind ein Durchschnittswert für NRW/Niedersachsen. In extrem kalten Wintern können es bis zu 2.200 Stunden werden.

    Methode 2: Nach altem Energieverbrauch

    Wenn Sie von Öl oder Gas umsteigen:

    Ölheizung: Verbrauch in Litern × 10 kWh ÷ JAZ = Stromverbrauch
    Beispiel: 2.000 L × 10 ÷ 3,5 = 5.714 kWh Strom

    Gasheizung: Verbrauch in kWh ÷ 0,95 ÷ JAZ = Stromverbrauch
    Beispiel: 18.000 kWh Gas ÷ 0,95 ÷ 3,5 = 5.428 kWh Strom

    Wann ist der Verbrauch zu hoch? Warnsignale erkennen

    Vergleichen Sie Ihren tatsächlichen Verbrauch mit den Erwartungswerten. Diese Abweichungen deuten auf Probleme hin:

    Rote Flaggen: Dringender Handlungsbedarf

    • JAZ unter 2,5 bei Luft-Wasser-Wärmepumpe
    • Mehr als 15% über Prognose des Installateurs
    • Heizstab läuft häufig: Über 50 Stunden/Jahr bei Außentemperaturen über -5°C
    • Stromverbrauch pro m²: Über 60 kWh/m²/Jahr bei Neubau, über 75 kWh/m²/Jahr bei saniertem Altbau

    Gelbe Flaggen: Optimierung sinnvoll

    • JAZ zwischen 2,5 und 3,0 (Luft-Wasser)
    • 5-15% über Prognose
    • Hoher Tagesverbrauch: Über 30 kWh bei +5°C Außentemperatur
    • Takten: Mehr als 20 Starts pro Tag bei milden Temperaturen

    Typische Ursachen für zu hohen Verbrauch

    1. Zu hohe Vorlauftemperatur

    • Das Problem: Jedes Grad zu viel kostet 2,5% mehr Energie!
    • Symptom: Vorlauftemperatur über 50°C bei Fußbodenheizung, über 60°C bei Heizkörpern
    • Lösung: Heizkurve schrittweise senken (1-2°C pro Woche) und Raumtemperatur beobachten. Optimal: 35-45°C bei Fußbodenheizung, 45-55°C bei modernen Heizkörpern.
    • Tool-Tipp: Nutzen Sie die App Ihres Wärmepumpen-Herstellers (z.B. Viessmann ViCare, Vaillant myVAILLANT) zur Fernüberwachung der Vorlauftemperatur.

    2. Fehlender oder falsch eingestellter hydraulischer Abgleich

    • Das Problem: Ungleiche Wärmeverteilung führt zu höheren Vorlauftemperaturen
    • Symptom: Einige Räume zu warm, andere zu kalt – Vorlauftemperatur wird hochgedreht
    • Lösung: Professionellen hydraulischen Abgleich durchführen lassen (Kosten: 800-1.500€, oft Teil der BAFA-Förderung)
    • Ersparnis: 10-15% weniger Verbrauch nach korrektem Abgleich

    3. Schlechte Dämmung der Heizungsrohre

    • Das Problem: Wärmeverluste in Keller, Technikraum oder unbeheizten Bereichen
    • Symptom: Technikraum ungewöhnlich warm, höhere Verluste als erwartet
    • Lösung: Alle Rohrleitungen im Keller/Technikraum isolieren (Dämmstärke mindestens = Rohrdurchmesser)
    • Kosten: 200-500€ (DIY möglich)
    • Ersparnis: 3-8% weniger Verbrauch

    4. Überdimensionierte Wärmepumpe (Takten)

    • Das Problem: Siehe Abschnitt 1 – häufiges An/Aus kostet Effizienz
    • Symptom: Über 5.000 Starts pro Jahr bei unter 2.000 Betriebsstunden
    • Lösung: Pufferspeicher, längere Stillstandszeiten, Heizkurven-Optimierung

    5. Warmwasser-Temperatur zu hoch

    • Das Problem: 60°C Dauerbetrieb statt bedarfsgerechter Erwärmung
    • Symptom: Hoher Verbrauch auch im Sommer
    • Lösung: Auf 45-50°C senken, wöchentlich einmalig 60°C für Legionellenschutz
    • Ersparnis: 10-15% der Warmwasser-Kosten (entspricht 5-8% Gesamtverbrauch)

    Verbrauch richtig messen und analysieren

    Tool 1: Eingebaute Wärmepumpen-Statistik

    Moderne Wärmepumpen bieten detaillierte Verbrauchsdaten:

    • Erzeugte Wärmemenge (kWh)
    • Verbrauchter Strom (kWh)
    • Aktuelle JAZ
    • Anzahl Starts
    • Betriebsstunden
    • Heizstab-Laufzeit

    Zugriff über: Display an der Wärmepumpe oder Hersteller-App

    Wichtig: Lesen Sie nach der ersten Heizperiode (April/Mai) die Werte aus und vergleichen Sie mit den Erwartungen.

    Tool 2: Separate Stromzähler

    • Ideal: Eigener Zähler nur für die Wärmepumpe (nicht mit Haushaltsstrom gemischt)
    • Vorteil: Exakte Verbrauchsmessung ohne “Rauschen” durch Haushaltsgeräte
    • Kosten: 200-400€ Einbau (siehe auch Abschnitt 2 zu Stromtarifen)

    Tool 3: Smart Meter / Energiemonitoring

    Systeme wie Discovergy, Tibber Pulse oder Shelly 3EM ermöglichen:

    • Echtzeit-Überwachung des Stromverbrauchs
    • Detaillierte Tages-/Wochen-/Monatsstatistiken
    • Automatische Benachrichtigung bei Anomalien

    Kosten: 50-200€ je nach System

    Optimierungsprozess: So gehen Sie vor

    Schritt 1 (sofort): Vorlauftemperatur prüfen und schrittweise senken

    Schritt 2 (nach 2-4 Wochen): Verbrauch erneut messen, Vergleich zum Ausgangswert

    Schritt 3 (nach erstem Winter): Komplette Jahresstatistik auswerten:

    • Gesamtstromverbrauch
    • JAZ-Wert
    • Heizstab-Laufzeit
    • Anzahl Starts

    Schritt 4 (bei Abweichung >10%): Fachbetrieb zur Nachoptimierung kontaktieren – bestehen Sie auf hydraulischem Abgleich und Heizkurven-Optimierung

    Schritt 5 (kontinuierlich): Monatliche Kontrolle der Verbrauchswerte über Monitoring-App

    Fazit: Realistische Erwartungen sind entscheidend! Vergleichen Sie sich mit ähnlichen Gebäuden, nicht mit Idealwerten aus Prospekten. Ein Neubau mit einer JAZ von 4,2 ist hervorragend, und auch ein unsanierter Altbau mit einer JAZ von 3,0 kann erfolgreich sein. Wichtig ist: Kennen Sie Ihre Werte, optimieren Sie, wo es möglich ist, und akzeptieren Sie die Grenzen Ihres Gebäudes – und richten Sie sich danach.